Überstanden haben den Brand lediglich die St.-Petri-Kirche, die im 14. Jahrhundert erbaut wurde, und der ehemalige Gashof "Zur Traube" (im Volksmund wegen der eigenwilligen Form "Kaffeemühle" genannt), in dem heute das Heimatmuseum untergebracht ist. Nach dem Wiederaufbau ließen sich auf Grund der günstigen Lage am Meer reiche Reeder und Kaufleute nieder, woran die Speicher am Hafen - darunter der größte Getreidespeicher der Ostseeküste - erinnern. Die St.-Petri-Kirche besitzt u.a. reich verzierte Sarkophage von neun Pommernherzögen sowie sehenswerte Totentanzbilder nach Holzschnitten von Hans Holbein. Von 1630 bis 1815 befand sich Wolgast in schwedischem Besitz, die Peene bildete damals eine internationale Grenze. Über Wolgast führt derzeit die einzige Bahnlinie auf die Insel Usedom (Vielleicht wird eines Tages die Karniner Eisenbahnhubbrücke wieder in Betrieb genommen). Vor der Wende war die Bahnlinie ab Wolgast unterbrochen. Um auf Usedom die Bahnfahrt fortzusetzen, mußte ein etwa 2 km langen Marsch über die Brücke der Freundschaft bis zum Bhf. "Wolgaster Fähre" bewältig werden - und das mit dem gesamten Urlaubsgepäck. Seit einem Jahr ist das nun nicht mehr nötig - die Bahn fährt inzwischen direkt auf die Insel. Der Anblick des ehemaligen Bhf. "Wolgaster Fähre", nun ohne Gleise - das ist schon eigenartig ...
Weiter führt die Tour entlang des Peenestroms nach Peenemünde. Die Fahrbedingungen waren teilweise nicht optimal, aber stellten kein Problem dar. In Peenemünde angekommen, waren gleich die baulichen Reste der ehemaligen Heeresversuchsanstalt, die Raketenforschung betrieb, sichtbar. In einem Museum ausgestellte Dokumente, Orginalteile und Modelle vermitteln eine Vorstellung von der damaligen Arbeit der Heeresversuchsanstalt und ebenso über die verheerenden Folgen. Im Hafen bestand die Möglichkeit, ein großes russisches U-Boot für 9,- DM Eintritt zu besichtigen. In welchem Zusammenhang das U-Boot nun mit der Heeresversuchsanstalt steht, blieb uns ein Rätsel.
Von Peenemünde aus gings weiter - teils asphaltiert, teils auf gut befahrbaren Waldwegen - den Peenemünder Flughafen passierend, über die bekannten Seebäder Karlshagen, Zinnowitz, Kosereow, Bansin und Herringsdorf nach Ahlbeck. In Karlshagen gibt es einen Fischereihafen und ein Naturschutz-Zentrum. Es folgt Zinnowitz, ein altes Fischerdorf, aus dem ab 1851 das Seebad hervorgegangen ist. Hier empfängt einen die für alle Bäder typische wilhelminische Bäderarchitektur.
Der nächste Ort, den wir passierten war Koserow. In Koserow existieren noch alte Salzhütten nahe des Seesteges, die einmal zur Lagerung von steuerfreiem Salz zur Haltbarmachung der Fische dienten und jetzt zu Einkehrmöglichkeiten umgerüstet wurden.
Zwischen Zempin und Koserow ließ sich 1932 Otto Niemeyer-Holstein nieder, der einen ausrangierten Gepäckwaren der Berliner S-Bahn als neue Wohnung nutzte. In den folgenden Jahren wurde das Domizil durch Anbauten und Gärten - heute der Öffentlichkeit zugänglich - erweitert.
Parallel zum Ostsee-Ufer führt die Route weiter, vorbei am Kolpinsee, nach Bansin. Vorher aber sind erstaunliche Steigungen zu überwinden, bevor der Ückeritzer Zeltplatz erreicht ist und der Weg auf angenehmen Asphaltuntergrund weiter nach Bansin führt. Bansin Heringsdorf und Ahlbeck liegen unmittelbar zusammen, so daß die Orte entlang der Strandpromenade erreichbar sind. Das älteste Seebad ist Heringsdorf, das bereits 1824 den Badebetrieb eröffnete, das jüngste Bansin - 1896/97 als Bade- und Erholungsort erbaut. Alle drei Bäder besitzen eine Seebrücke.
Von Ahlbeck aus unternahmen wir noch einen Abstecher nach Swinemünde. Swinemünde hat große Ähnlichkeit mit den o.g. Bädern, wenn auch die Staßen einen wesentlich schlechteren Eindruck hinterlassen. Nach dem wir bis zur Ostsee-Mündung des Kaiserfahrt-Kanals vorgedrungen waren, der in das Stettiner Haff führt, radelten wir zurück nach Ahlbeck zu unserem Quatier.
Am nächsten Tag fuhren wir über Kamminke, Usedom und Karnin zurück zum Ausgangsort nach Lassan. Unweit des Ortes Kamminke befindet sich der Golm, eine der höchsten Erhebungen der Insel Usedom. Von hier aus hat man einen herrlichen Blick auf das Stettiner Haff. Aber, der Golm wurde auch zu einem der größten Kriegsopferfriedhöfe in Deutschland infolge des verheerenden Bombenangriffs auf Swinemünde am 12. März 1945.
Vom Kaminker Hafen aus können Ausflugsfahrten zu verschiedenen Zielenunternommen werden. Wir entdeckten am/im Hafen eine Fisch-Imbiß-Einrichtung, die auch einen Räucherofen betrieb. Dort wollten wir sogleich frisch geräucherten Ostseefisch verspeisen und dazu einheimisches Bier. Dieser Wunsch konnte nur annähernt erfüllt werden, denn es gab nur norwegischen Lachs, der tiefgefroren geliefert wird und so in die Räucherkammer kommt und dazu Bier aus Bayern - das Bayrisches Bier für den Wirt so viel billiger ist, als einheimisches, ist mir unverständlich. Nach dem wir uns nun gestärkt hatten, radelten wir auf kaum befahrenen Landstraßen weiter zum Städtchen Usedom.
Usedom entwickelte sich in jungslawischer Zeit (11./12.Jahrhundert) zu einem Mittelpunkt des wirtschaftlichen Lebens auf der Insel. An die Slawenzeit erinnert noch der im Südosten der Stadt gelegene Burgwall (auch Schloßberg genannt). Vom Burgwall aus hat man einen eindrucksvollen Blick auf die halbinselförmige Südwestspitze von Usedom (auch Usedomer Winkel genannt). 1298 erhielt Usedom das Stadtrecht. Von dem einstigen Glanz der der Stadt ist kaum etwas erhalten geblieben, denn Usedom wurde mehrmals in Kriegszeiten geplündert, verwüstet und niedergebrannt. Nach dem wir uns in der Altstadt umgeschaut haben, radelten wir weiter nach Karnin.
Schon von weitem erkennt man die Überreste der ehemaligen Eisenbahnhubbrücke.
Die ehemalige Eisenbahnhubbrücke war zum Zeitpunkt ihrer Einweihung 1934 die modernste Eisenbahnhubbrücke Europas. Ihre einfache wie auch geniale Konstruktion ist eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Als Bindeglied zwischen dem Festland und der Insel Usdeom wurde sie auf den Fundamenten der Drehbrücke von 1876 errichtet. Über die Eisenbahnhubbrücke führte die kürzeste Bahnverbindung von Berlin nach Swinemünde. Die Brücke war zweigleisig ausgelegt und für eine Geschwindigkeit von 100 km/h zugelassen. Am 28. April 1945 wurden die Fundamente und Überbauten der Karniner Eisenbahnbrücke von der Wehrmacht gesprengt, um der heranrückenden Roten Armee das Übersetzen auf die Insel Usedom zu erschweren.
Von Karnin aus fuhren wir direkt zur neuen Bäderbrücke, über die wir die Insel verließen. Entlang der Bäderstraße nutzten wir mit Wonne den nagelneuen separaten Fahrradweg. Um auf Lassan zu treffen, mußten wir ihn leider verlassen. Immer sich rechts haltend, meistens über Feldwege, erreichten wir schließlich unseren Parkplatz.
Datum | Start | Ziel | Strecke [lm] |
21.05.2000 | Lassan | Wolgast | 22,2 |
Peenemünde | 37,7 | ||
Ückeritz (Zeltplatz) | 74,4 | ||
Ahlbeck (Seebrücke) | 86,9 | ||
Kaiserfahrt-Kanal Mündung Swinemünde | 97 | ||
Ahlbeck (Hotel Ostseestrand) | 105,5 | ||
22.05.2000 | Ahlbeck | Kamminke | 14,6 |
Usedom (Centrum) | 40,6 | ||
Karnin (alter Bahnhof) | 47,4 | ||
Lassan | 68,1 |