Mulden - Rundtour (298,4 km)
Unsere Radrundtour führt ab Zwickau vorbei an alten Ortskernen und sehr gut erhaltenen Burgen, historischen Schlössern und Museen, entlang der Zwickauer Mulde bis Aue - von dort entlang der Silberstraße zur Zschopau, die schließlich in die Freiberger Mulde fließt - längs der Freiberger Mulde - vorbei an der Mündung von Freiberger und Zwickauer Mulde in die nur noch Mulde - weiter entlang der Zwickauer Mulde zurück zum Ausgangpunkt.
In Zwickau übernachteten wir im ACHAT-Hotel, wo wir auch die Autos für die Dauer der Tour in der Tiefgarage parken konnten. Am Abend besichtigten wir das Zentrum Zwickaus und genossen das schöne Wetter beim Abendessen im Gallerie Caffee.
Nach dem wir uns am nächsten Morgen ausgiebig am reichhaltigen Frühstücksbuffet auf die strapaziöse Tour vorbereitet glaubten, begaben wir uns auf unseren ersten Streckenabschnitt mit dem Ziel Tannenberg. Höhen und Täler wechselten ohne aufzuhören.
Schloss Rochlitz an der Mulde
Dieser Umstand begleitete und strapazierte uns zumindest die ersten drei Tage. Dazu kam, dass in wenigen Fällen mitunter sehr steile ehemalige Schotterwanderwege zu Radwanderwege umfunktioniert waren. Mit Gepäck sind solche Wege bei starkem Gefälle für Radler und Rad äußerst problematisch, so dass, entgegen der Routenvorschläge, die Bundesstraßen die bessere Wahl ist. So häufig wie Berg und Tal wechselten, gab es wunderschöne Ausblicke in die weite Lanschaft. Aber auch die Altlasten des Bergbaus in Dimensionen von gebirgsähnlichen Abraumhalden waren unübersehbar.
Auf unserem ersten Streckenabschnitt passierten wir als erste vorvermerkte Sehenswürdigkeit Schwarzenberg. Um uns dort umschauen zu können, musste wir erst einmal eine schweißtreibende Steigung überwinden. Die gut erhaltene Altstadt mit Burg und barocker Kirche St. Georg erhebt sich nämlich auf einem Felssporn. Sehenswert ist die Stadtkirche mit ihrer freitragenden, reichverzierten Holzdecke.
Weiter gings nach Tannenberg, wo wir im Hotel "Am Sauwald" - genannt nach dem das Haus umgebenen Wald - übernachteten und uns stärkten. Unmittelbar am Hotel entlang führt ein Naturlehrpfad (Wanderweg) mit vielen botanischen Sehenswürdigkeiten inklusive vieler Informationen. Nach dem Essen war solch eine Wanderung genau der richtige Ausgleich.
Der zweite Tag unserer Etappe mit dem Ziel Erdmannsdorf - am Fuße der Augustusburg - führte uns entlang der Zschopau zunächst nach Wolkenstein. Wolkenstein wurde um 1200 gegründet und ist eines der ältesten vollständig erhaltenen mittelalterlichen Städtchen des Erzgebirges. In der Burg Wolkenstein befindet sich ein Heimatmuseum. Weiter gings zur nächsten Burg - Scharfenstein. Mit der Absicht die Höhen und Tiefen einzusparen, versuchten wir entgegen des Tourenvorschlags unmittelbar an der Zschopau entlang zu kommen. Mit großer Enttäuschung mußten wir das Vorhaben aufgeben und Gepäck sowie Räder eine ziemlich steile Anhöhe hinaufschleppen, um auf der Bundesstraße die Tour fortsetzen zu können.
Die Burg Scharfenstein zählt zu den ältesten Wehranlagen im Zschopautal und diente dem Schutz des Zinn- u. Silberbergbaus. Sie ist sehr eng verknüpft mit der Legende des "Rächer der Armen" Karl Stülpner. Fast blind kehrte er 1839 in die Heimatstadt zurück und wurde dort von der Armenkasse - bis er 1841 verstarb - versorgt.
Bis Augustusburg mussten noch einige steile Höhen und auch ein ganz mieser Schotterweg bewältigt werden. Das Erklimmen der Burg selbst war ebenfalls nur noch unter Ausschöpfung aller Kraftreserven möglich. Augustusburg ist eigentlich keine richtige Burg, sondern wurde als Jagd- und Lustschloß unter Kurfürst August I. 1568 erbaut. Im Schloß ist u.a. ein sehenswertes Motorradmuseum eingerichtet, das die technische Entwicklung des Motorrades, speziell im Bezug auf die Zschopauer Motorradtraditionen, darstellt. Der damalige DKW-Konzern war 1929 die größte Motorradfabrik der Welt dieser Zeit. Tagesproduktion: bis zu 300 Motorräder und 350 Motoren - Höhepunkt der Motorradproduktion: 60.000 - Alle 78 Sekunden ein Motorrad bei DKW - 6000 Beschäftigte. Nach der Besichtigung der prächtig renovierten Schlossanlagen und des Motoradmuseums begaben wir uns - jetzt nur noch bergab - zu unserem Quatier nach Erdmannsdorf, zum traditionsreichen Hotel Kadow. Erdmannsdorf befindet sich am Fuße der Augustusburg. Von hier aus besteht die Möglichkeit, mit einer 1912 errichtete Seilbahn den 1,3 km langen Aufstieg bei Steigungen von 14 - 20 % zur Augustusburg zu überwinden.
Am nächsten Tag führte unsere Route nun endlich unmittelbar an der Zschopau entlang über das Erholungsgebiet der Kriebstein Talsperre nach Leisnig. Kurz vor Braunsdorf stießen wir auf die ehemalige Weberei Tannenhauer, ein jetzt denkmageschütztes Industriegebäude, das ein Webereimuseum beherbergt. Während der Tour passierten wir einige solcher ehemalige Baumwollspinnereien oder Webereien. Leider war geschlossen - davon ließen wir uns aber nicht abschrecken und unternahmen trotzdem den Versuch, das historische technische Denkmal zu besichtigen. Wir hatten Glück - zufällig trafen wir dort den Enkel des Gründers und ehemaligen Betriebsdirektor der Weberei an, der uns freundlicherweise zwei Stunden lang einen detaillierten Überblick über die Produktionsgeschichte der Weberei vermittelte. So durften wir den Weg vom Garn über das Schlagen der Jacquardkarten, die den Webstuhl steuern, das Herstellen des Kettenbaumes, das Aufspulen der Schußfäden, den Betrieb verschiedener Webmaschinen bis zum fertigen Jacquardgewebe miterleben. 30 Webmaschinen waren einst pro Etage gleichzeitig im Betrieb, die einen Geräuschpegel von 110 db erzeugten - das waren selbst für damalige Zeiten extreme Arbeitsbedingungen. Nach dem Museumsbesuch führte unsere Route am Stausee der Kriebstein Talsperre entlang. Inmitten bewaldeter Höhen entstand ein Erholungsgebiet zum Zelten, Wandern, Baden und zur Seefahrt. Natürlich verlief auch dieser Abschnitt bei ständigem Wechsel von Berg und Tal. Wir passierten die Mündung von Zschopau und Freiberger Mulde bei Technitz und radelten nun weiter entlang der Freiberger Mulde. In Leisnig angekommen, wartete die letzte Bergetappe auf uns, die kurz vor Ende nur noch schiebend bewältigt werden konnte. Dort suchten wir zunächst in der Pension Rauch unser Quatier auf. Am Abend unternahmen wir eine Stadtbesichtigung.
Bekannt ist Leisnig als Stadt des größten Stulpenstiefels der Welt, der 1925 angefertigt wurde und in der Burg Mildenstein ausgestellt ist - er ist 3.70 m hoch und seine Schuhgröße mißt 1,90 m.
Am Herrentag erwartete uns eine etwas entspanntere Tour. Von Leisnig führte die Route vorbei an der Mündung von Freiberger und Zwickauer Mulde zur nur noch Mulde bei Erlin, nun entlang der Zwickauer Mulde über Colditz. Das Stadtbild wird von dem Colditzer Schloß bestimmt, das über der Zwickauer Mulde aufragt und heute ein Heimatmuseum beherbergt. Weiter passierte die Route das Städtchen Rochlitz, das bereits 1209 Stadtrecht erhielt. Auf einem schmalen Bergsporn 20 m über der Zwickauer Mulde erhebt sich die tausendjährige Burg Schloß Rochlitz - zusammen mit Petrikirche und Altstadt eines der schönsten Bauensembles Sachens.
Weiter führte die Route nach Wechselburg, wo wir die romanische Basilika - eine berühmte Stiftskirche der Augustinerchorherren und eine der besterhaltenen romanischen Großbauten Deutschlands - besichtigten. Anschließend radelten wir zur Rochsburg - hier konnten wir einen aktiven in Herrentagsstimmung befindlichen Männerchor erleben. Überhaupt war diese Gegend ausserordentlich männertagsaktiv ! Wir kamen teilweise nur noch schiebend voran - häufig verstopften Getränkekarren und deren Begleitmannschaften den Radweg. Auf anraten der Urbevölkerung unternahmen wir auch eine Abstecher nach "Amerika" - so heist eine Bahnstation mit eigenem Dorf, in dem ehemals eine Spinnerei betrieben wurde, die aber inzwischen lequidiert ist. Außer einem stillgelegten Bahnhof, einiger zusammengenagelter Bier- und Fressbuden auf einer Parzelle und dem herrentagslüsternden Puplikum war weiter nichts besonderes auszumachen ! Wir beschlossen also - entlang der Zwicker Mulde - weiterzufahren. Ab jetzt an hatten wir flachlandähnliche Fahrbedingungen - so radelten wir entspannt nach Waldenburg, wo wir auf dem Ferienbauernhof/Pension "Zur Quelle" bereits erwartet wurden. Dort waren andere Gäste schon in Festagsstimmung - u.a. eine Gruppe der Freiwilligen Feuerwehr aus dem Raum Bremerhaven, die sich dort 3 Tage Erholung gönnen wollte - ohne Frauen. Nach dem wir die gute Hausmannskost genossen haben - natürlich in Begleitung einiger Biere - begaben wir uns zur zentralen Festagswiese des Ortes, wo sich dann auch die Feuerwehrleute einstellten und wir den Rest des Tages zusammen mit den Einheimischen bei angemessenen Getränken verbrachten - ein wunderschöner Abend ...
Am nächsten Tag stärkten wir uns an dem üppig Hausgemachten und begaben uns mit angeschlagenem Wohlbefinden auf die letzte Etappe zurück nach Zwickau. Gott sei Dank waren es nur 23 km. Dort beluden wir unser Auto und begaben uns wieder nach Hause ... wo unsere Frauen hoffentlich auf uns warten.
Datum |
Start |
Ziel |
Strecke [lm] |
21.05.2001 |
Zwickau |
Tannenberg |
75,5 |
22.05.2001 |
Tannenberg |
Erdmannsdorf |
48,5 |
23.05.2001 |
Erdmannsdorf |
Leisnig |
75,9 |
24.05.2001 |
Leisnig |
Waldenburg |
74,6 |
25.05.2001 |
Waldenburg |
Zwickau |
23,9 |
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298,4 |
Streckenverlauf :