Hoppegarten - Zollbrücke/Oder - und zurück (154,1 km)
Inzwischen gibt es neben dem R1 eine weitere Möglichkeit, auf einer überwiegend asphaltierten Radstrecke quasi von Berlin bis zur Oder zu radeln.
Dieser neue Radweg beginnt an der S-Bahnstation Strausberg-Nord, führt über Klosterdorf, Reichenow, Bliesdorf, Wriezen bis nach Bienenwerder.
Dort trifft der Radweg auf den "Oder-Neiße-Radweg".
Die rund 45 Kilometer lange Strecke zwischen Strausberg und der Oder folgt über weite Strecken alten Waldwegen und verläuft zw. Wriezen und der Oderbrücke bei Bienenenwerder auf dem Bahndamm der ehemaligen Bahnstrecke "Wriezen–Jädickendorf" (jetzt Godków).
Meine Tour beginnt in Hoppegarten und führt über Neuenhagen, Altlandsberg und dann über den ZR1-Radweg (R1-Zubringer) nach Strausberg.
Weiter zur Altstadt geht es am Ufer des Strausberger Sees entlang.
Strausberger See
Die Tour führt dann durch die Altstadt und über Strausberg Nord, am Flughafengelände vorbei, nach Klosterdorf. Die nächsten Orte sind Prädikow, Reichenow, Möglin, Kunersdorf und Bliesdorf. In Kunersdorf lohnt sich ein Abstecher zur Parkanlage des ehemaligen Gutes.
Kunersdorf - Kirche
Kunersdorf - Schlosspark
Kunersdorf
Bekanntheit erlangte Kunersdorf durch die Gutsherrin Helene Charlotte von Friedland (1754-1803). Sie war nicht nur eine innovative Landwirtin, sondern auch eine hoch gebildete und geistreiche Gastgeberin. Die ausgezeichneten Kenntnisse in der Landwirtschaft, Botanik, Naturwissenschaft, Kunst und Literatur soll sie sich im Selbsstudium erworben haben.
Bei Helene Charlotte von Friedland verkehrten neben Albrecht Daniel Thaer, auch die Brüder Wilhelm und Alexander von Humboldt, der Verleger Friedrich Nicolai, der Historiker Leopold von Ranke, die Bildhauer Schadow und Rauch, der Rechtswissenschaftler Friedrich Carl von Savigny und der vielseitige Adelbert von Chamisso.
Nach ihrem frühen Tod übernahmen die Tochter Henriette Charlotte und ihr Mann Peter Alexander von Itzenplitz das Gut. Auch die Tochter teilte die Leidenschaft ihrer Mutter zu Botanik, Wissenschaft und Kunst.
Die schweren Kampfhandlungen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zerstörten das Schloss und die barocke Kirche. Eine neue Kirche wurde von 1951 bis 1955 erbaut und ist heute ein Wahrzeichen von Kunersdorf.
Die Parkanlage ist noch erhalten - sie wurde 1825 von P.J. Lenné gestaltet und ist inzwischen nach altem Vorbild restauriert worden. In der Parkanlage erinnert ein Denkmal an Frau von Friedland. Die Skulptur wurde im Jahr 2004 von Erika-Stürmer Alex geschaffen und zeigt einen Apfel und eine Goldkugel auf einem Kissen. Der Apfel soll das Wirken der Frau von Friedland und die Kugel für das Schöne, das daraus entstehe, symbolisieren. Eine weitere Sehenswürdigkeit von Kunersdorf ist die Grabkollonade am Ende des Parks. Sie zählt zu den wertvollsten Kulturdenkmälern in Brandenburg und wurde von bedeutenden Schöpfern wie Johann Gottfried von Schadow, Christian Daniel Rauch, Christian Friedrich Tieck und Karl-Friedrich Schinkel gestaltet.
Ab Bliesdorf verläuft der Radweg bis Wriezen parallel zur Straße. Die Tour führt an der Wriezener Kirche vorbei, dann geht es durch das Wriezener Zentrum in Richtung Alte Oder. Der nun folgende neu angelegten Radweg führt schnurgerade über weite Felder zur Oderbrücke (stillgelegte Eisenbahnbrücke) - 10,9 km.
Meine Tour biegt aber noch vor dem ehemaligen Bahnhof Alt-Mädewitz entsprechend der Ausschilderung nach Golzow rechts ab und führt über Altwriezen, Neulewin zur Anlegestelle der Schaufelrad-Fähre von Güstebiese Loose. Diese einzige Fährverbindung über die Oder nach Polen wurde 2008 wieder in Betrieb genommen. Hier verkehrte bereits von 1815 bis 1945 regelmäßig eine Fähre.
Rechts neben der Fährstation bog einst die ursprüngliche Oder nach Wriezen ab. Bis Hohensaaten verläuft heute die Oder in einem Kanal (Oderkanal), der die "Alte" Oder um ca. 25 km verkürzt (siehe auch Oder-Tour).
Güstebriese-Loose Fähre in Aktion
Gasthaus "Zollbrücke" unmittelbar an der Oder
Entlang der Oder geht es weiter auf dem Oder-Neiße-Radweg, der vom Deich aus einen wunderschönen Blick über die Oder-Landschaft bietet. Nach ca. 6 km ist das Gasthaus "Zollbrücke" erreicht. Hier besteht eine der wenigen Möglichkeiten in dieser Gegend einzukehren. Dann geht es weiter zur Oderbrücke. Hier verläßt die Tour wieder den Oder-Neiße-Radweg und biegt rechts ab in Richtung Wriezen. Unterwegs werden drei ehemalige Bahnhöfe der einstigen Bahnstrecke "Wriezen–Jädickendorf" passiert.
Oder-Bahn-Brücke bei Bienenwerder
Blick auf die Oderbrücke (von Wriezen kommend)
Bahnstrecke Wriezen–Jädickendorf (Godków)
1890 wurde die Bahnstrecke Wriezen Jädickendorf (Godków) gebaut, um eine Querverbindung
über die Oder von der Strecke Eberswalde-Frankfurt/Oder zur Bahnlinie Küstrin-Stettin
zu bekommen. Zur Querung der Oder bei Bienenwerder war eine große Brückenkonstruktion nötig, die aus 2 Brücken und einem Damm dazwischen bestand. Eine etwa 400 m lange Brücke überquerte
das Vorgelände und eine etwa 200 m lange die Oder selbst.
Sechs Jahre später wurde die Bahnstrecke zwischen Wriezen und Berlin/Lichtenberg in Betrieb genommen. Damit bestand eine Bahn-verbindung zwischen Königsberg/Neumark und der
damaligen Reichshauptstadt Berlin.
Schwerere Züge und größere Schiffe erforderten, dass 1910 die Oderbrücke um 1,60 m angehoben
und die Lager verstärkt werden mußten. 1929-1930 wurde direkt neben der bestehenden Brücke
eine neue Eisenbahn-Brücke gebaut - die alte Brücke diente weiter als Straßenbrücke.
Zwischen dem 04.02.1945 und dem 06.02.1945 sprengten deutsche Soldaten die Oderbrücke.
Vermutlich wurde in den frühen 1950er von der Sowjetunion gefordert, die kriegszerstörte Strecke als militärische Nachschublinie wieder aufzubauen. Die zerstörten Überbauten der
Oderbrücke wurden durch Brückenüberbauten ersetzt, die an anderen Stellen nicht mehr benötigt
und dort demontiert wurden.
Der akute Materialmangel zwang den Termin der Fertigstellung mehrfach zu verschieben.
1955 war der Neuaufbau der Oderbrücke im Prinzip fertiggestellt. 1957 schloss sich dann dem Brückenbau die Inbetriebnahme der Strecke von Wriezen bis über die Oder an.
Bis 1982 bestand auch auf dem Streckenabschnitt Wriezen-Neurüdnitz ein bescheidener Reiseverkehr.
Danach wurde bis zur Wende die Bahnstrecke für rein militärische Zwecke mehr oder weniger
betriebsfähig gehalten.
Die Strecke ab Neurüdnitz über die Oderbrücke bis Zäckerick-Altrüdnitz (Polen) war ausschliesslich dem Militärtransport vorbehalten. Vermutlich fuhr nie ein Zug über die Oderbrücke.
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Gedenkstein an den Besitzer des ehemaligen Gutshauses in Bienenwerder
Ehemaliger Bahnhof Neu Rüdnitz, jetzt privat genutz
Auf dem Abschnitt Oderbrücke-Wriezen hatte ich schon 3x das große Glück, einen Seeadler beobachten zu können. Auch tausende Kraniche nutzen im Frühherbst die Gegend als futterreichen Rastplatz, um von ihren Brutplätzen in Skandinavien dann weiter nach Spanien und Frankreich zu ziehen. Bis zum Abzweig nach Golzow sind es dann insgesamt 94,6km. Zurück nach Hoppegarten kommen noch einige Rad-km dazu. Alternativ besteht die Möglichkeit ab Wriezen oder auch ab Strausberg Nord die Bahn zu nutzen.
Datum |
Start |
Ziel |
Strecke [lm] |
Bemerkungen |
28.08.2011 |
Hoppegarten |
Strausberg Nord |
27,5 |
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Kunersdorf |
50,1 |
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Wriezen (Kirche) |
56,3 |
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Abzw. Neumädewitz |
59,9 |
rechts ab, Richtung Golzow |
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Neulewin |
71,1 |
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Güstebiese Loose (Fähre) |
76,0 |
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Zollbrücke |
82,2 |
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Oderbrücke |
85,5 |
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Neurüdnitz (ehem. Bhf) |
89,3 |
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Altreetz (ehem. Bhf) |
91,2 |
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|
Altmädewitz (ehem. Bhf) |
93,9 |
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Abzweig Golzow (Neumädewitz) |
94,6 |
ab Abzw. Neumädewitz gleiche Strecke zurück |
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Hoppegarten |
154,1 |
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Streckenverlauf :