Eine Inselumrundung mit ständiger Aussicht auf das Meer und den abwechslungsreichen Küstenlandschaften, vorbei an fünf Leuchttürmen, erschien mir besonders reizvoll.
Vom Südstrand (vergleichbar mit den Stränden östlicher gelegender Ostsee-Inseln) in Burgtiefe bis zum Leuchtturm Staberhuk am Südostzipfel und dann bis zum Fährhafen Puttgarden an der Nordküste, vorbei an den Motiven bekannter Bilder von Ernst Ludwig Kirchner, ist die Radstrecke gut befahrbar.
Ab Puttgarden sind dann allerdings auch holperige Sand- und Wiesenwege zu passieren - windig ist es auch. Aber wenn dann die Westseite der Insel erreicht ist, wird die Befahrbarkeit wieder besser.
Der Radweg führt über und an Deichen entlang - mit vielen Schafen, vorbei am Nordstrand "Grüner Brink",
an verschiedenen Zeltplätzen und auch am Wasservogelreservat Wallnau. Hier gedeihen einzigartige
Pflanzen und Tiere, die in besonderer Weise an das Leben in den Salzwiesen angepasst sind.
An der Südwestspitze liegt der ehemalige Fischerei- und Handelshafen Orth, der noch immer über jede Menge maritimer Atmosphäre verfügt. Hier endete einst die Inselbahn - die Gleise sind teilweise noch vorhanden.
Auf der Route nach Burgstaaken ist die 963 Meter lange Fehmarnsundbrücke zu unterqueren. Dieses beeindruckende Bauwerk wird als kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke betrieben und verbindet die Ostseeinsel Fehmarn mit dem Festland. Sie wurde 1963 eröffnet.
Burgstaaken ist ein ehemaliger Fischerei- und Handelshafen, der über den Burger Binnensee mit der Ostsee verbunden ist.
Im Hafen kann das U-Boot U11 der Bundesmarine besichtigt werden, das 1968 seinen Dienst aufnahm
und am 30. Oktober 2003 außer Dienst gestellt wurde.
Nördlich in unmittelbarer Nähe von Burgstaaken befindet sich die Inselhauptstadt Burg.
Hier sind geballt Kunst & Kultur, individuelle Geschäftswelten sowie Cafés und Restaurants ansässig.
In Burg und auch Burgstaaken trifft man auf Informationstafeln, die den Motiv-Standort bekannter
Bilder von Ernst Ludwig Kirchner markieren. Diese Infos der künstlerischen Spuren des Expressionisten
Kirchner haben mir sehr gut gefallen. Aber auch die Ausstellung "Kirchner auf Fehmarn" im Haus der Stadtbücherei am Stadtpark ist interessant.
Expressionismus - Mit dem Ziel, neue künstlerische Ausdrucksformen zu schaffen, gründeten 1905 Ernst Ludwig Kirchner,
Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Fritz Bleyl in Dresden die Künstlergemeinschaft "Brücke". Gemalt wurde vorwiegend im Freien in stark vereinfachten Formen. Ziel war die Umsetzung von Licht-,
Farb- und Gefühlseindrücken. Diese Kunstausrichtung geht in die Kunstgeschichte als "Expressionismus" ein.
Später schlossen sich noch Maler wie Otto Müller, Emil Nolde und Max Pechstein dieser
Künstlerbewegung an.
Fehmarn Motive
Die unberührte Natur der Insel Fehmarn inspirierte Ernst Ludwig Kirchner bereits 1908 zu einem neuen Schaffensrausch. In den vier Sommeraufenthalten auf Fehmarn (1908, 1912, 1913 und 1914) schuf er insgesamt 120 Ölbilder - zehn Prozent seines Lebenswerkes.
1908 reiste Kirchner vermutlich bis Lübeck per Bahn und von dort zu Schiff in fünfeinhalb Stunden
nach Burg auf Fehmarn. Der Lübecker Bahnhof befand sich damals noch in unmittelbarer Nähe der
Schiffsanlegestelle. Auch Burg lag günstig, der Hafen Burgstaaken und die Küste waren gut zu Fuß
zu erreichen. Es gab damals auf Fehmarn, außer in der Innenstadt von Burg, noch keine gepflasterten
Straßen.
Von 1912 bis 1914 verbrachte E.L.Kirchner die Sommermonate zusammen mit seiner Lebensgefährtin
Erna Schilling beim Leuchtturmwärter Lüthmann, der mit Frau und acht Kindern auf Staberhuk,
dem Südostzipfel der Insel, am Leuchtturm lebte.
1905 wurde auf Fehmarn eine Inselbahn in Betrieb genommen. Sie fuhr von Fehmarnsund über Burg, Landkirchen und Petersdorf bis nach Orth (20,7 km). Von Heiligenhafen bzw. Lütjenbrode auf dem Festland war nun die Bahnreise nach Fehmarn möglich. Dazu wurde zwischen Großenbroder Fähre und Fehmarnsund eine Eisenbahnfähre eingesetzt, die die Züge trajektierte.
Im Vorfeld auf die Eröffnung der Fehmarnsundbrücke wurde 1963 der Gesamtverkehr auf dem Abschnitt
Fehmarnsund–Burgstaaken mitsamt der Fehmarnsundfährverbindung eingestellt.
Hier kann der GPS-Track der Radtour im GPX-Format als ZIP-Datei heruntergeladen werden.
Festival der Bulli's
Ganz überraschend haben wir in Burgtiefe teilweise das Mitsommerfest 2015 der Bullis mit erlebt. 800 angemeldete Bullis aller Baureihen waren nach Fehmarn gekommen. Dazu gab es jeden Abend
Live-Musik und eine aufopferungsvolle gastronomische Betreuung. Das Bulli-Treffen auf Fehmarn war das größte deutschlandweit. Besser hätte nur das Wetter
sein können.
Um im Volkswagenwerk Wolfsburg Transportengpässe zu beseitigen, wurde unmittelbar nach Kriegsende
ein Plattenwagen aus Teilen des VW Typ 82 „Kübelwagen“ eingesetzt, bei dem der Fahrer am Heck über
dem Motor saß. Dieser Plattenwagen insperierte 1947 den niederländischen Generalimporteur auf Käfer-Basis einen Transporter zu entwickeln. Mit eigenen Vorschlägen wandte er sich an das
Volkswagenwerk. Schliesslich wurde 1950 die Serienproduktion des T1-Transporters erreicht. Er wurde
bis 1967 produziert. Weil er knuffig und bullig aussah und weil er als Bus und als Lieferwagen taugte, wird er im Volksmund
"Bu-Li", oder flüssiger "Bulli", genannt - oder auch Hippi-Gondel.
Heute noch wird dieser legendäre Transporter als weiterentwickelte T6-Version hergestellt.