Die Entwicklung des Fahrrads
Die Entwicklung des Fahrrads, das mit dem heutigen Rad vergleichbar ist,
begann um 1817.
1817 baut Karl, Baron von Drais das erste "Lenkbare Laufrad",
die "Draisine".
Der ehemalige Forstmeister hat quasi mit seiner Erfindung
die Idee vom Fahrrad in die Welt gesetzt.
Mit den Füßen wurde laufender Weise der Schwung geholt. Laut Patentschrift
der Badischen Regierung vom 12.Jan 1818 erreicht die Draisine auf flacher
Ebene die Geschwindigkeit eines galoppierenden Pferdes.
Oft Zielscheibe des Spottes überzeugte Karl, Baron von Drais viele Kritiker
im Sommer 1817 mit einer gewonnenen Wette, in dem er eine 4-Poststunden-Wegstrecke mit seiner "Draisine" in nur einer Stunde bewältigte.
Draisine
Von besonderer Beutung für die Entwicklung des Fahrrads war der Gummi. Schon 1845 erkannte der englische Ingenieur Robert William Thomson die elastischen Eigenschaften des Gummis, um die Federung der Räder wesentlich zu verbessern. Doch zu dieser Zeit war Gummi ein Luxusartikel und steckte die Entwicklung des Fahrrads in den Kinderschuhen, so dass diese Erfindung noch nicht zur Anwendung kam. Erst 20 Jahre später setzte dann die Vollgummibereifung ein.
1853 versieht der deutsche Instrumentenbauer Philipp Moritz Fischer aus Oberndorf bei Schweinfurt erstmals ein hölzernes Laufrad mit Tretkurbeln an der Vorderachse. Unabhängig von ihm bauten noch andere Erfinder Tretkurbelräder.
Doch diese Erfindungen fanden zunächst nur regionales Interesse.
Michauline
1861 entwickeln dann die Franzosen Pierre und Ernest Michaux, Vater und Sohn, das erste brauchbare Hochrad, "Michauline" genannt, mit Tretkurbeln am Vorderrad.
Die erste Michauline wurde bis 1869 bereits in einer beachtlichen Stückzahl von 200 pro Tag gebaut. Und sie waren es auch, die von Holz auf Stahl umstiegen.
Allerdings hatten die Michaulinen gravierende Schwächen : schwerfällige Konstruktion, Eisenbereifung, geringe Übersetzung und hohe Reibungswiderstände der Lager.
1867 tauchen die ersten Speichenräder auf. Die Erfindung wird einem Engländer
namens Madison zugeschrieben.
1869 wurde von dem Franzosen Andre Guilmet bereits der Fahrradantrieb, wie wir ihn heute kennen, mit Rollenkette erfunden. Das Fahrrad wurde mit einem Tretkettenantrieb in der Mitte des Rahmens versehen, der über eine "endlose" Kette auf das Hinterrad wirkte.
Die erste Kette, die von einem Zahnrad angetrieben werden konnte, wie es beim Fahrrad heute üblich ist, entwickelte schon im Jahr 1829 André Galle, die nach ihrem Erfinder die "Gallische Kette" genannt wurde.
Der angestellte Untergärtner James Starley beeindruckte durch sein technisches Verständnis seinen Hausherrn dermaßen, dass dieser das berufliche Fortkommen des Hausangestelltenn förderte. Zunächs als Mechaniker und Entwickler in einem Nähmaschinenwerk.
Durch die Berührung mit einem Michaux-Rad änderte sich schlagartig seine fachliche Ausrichtung.
1870 entwickelt James Starley das Fahrrad "Michauline" zum ersten Hochrad weiter. Durch eine verbesserte Technik war es gelungen, es sowohl leichter, als auch stabiler und leichtgängiger zu gestalten, erstmals wurden Kugellager eingesetzt.
Es war bereits mit reichhaltigem Zubehör ausgestattet wie z.B. Stahlfelgen, Haarnadelspeichen, Pedalen mit Gummibelag und Vollgummibereifung.
Diese Räder erhielten den Namen "Ariel" und wurden quasi zum Standard für ganz Europa. Mit diesem Fahrradtyp gegann das Zeitalter der Massenproduktion.
Doch noch war Fahrradfahren eine artistische Meisterleistung und so suchte man nach weniger gefährlichen Lösungen.
Hochrad
Rover Safety Bicycle
1884 schuf John Kemp Starley, der Neffe von James Starley, das Urmodell unseres heutigen Fahrrads. Den Sattel platzierte er zwischen zwei gleich großen Rädern senkrecht über den Pedalen. Der Antrieb erfolgte nun durch die Übertragung der Pedalkraft mittels Kette auf das Hinterrad. Das Ganzstahlrad war ausgerüstet mit verstellbarem Sattel, Löffelbremse auf dem Vorderrad, Drahtspeichen und Stahlhohlfelgen mit Vollgummibereifung. Das "Rover Safety Bicycle" erreichte 1888 einen Marktanteil von 90% und löste das Zeitalter des Hochrads ab.
1884 lässt der schottische Tierarzt John Boyd Dunlop den Luftreifen patentieren. Dieses Prinzip hat sich bis heute nicht geändert, auch wenn das Material inzwischen enorm verbessert wurde.
In Frankreich entwickelte kurze Zeit später die Firma Michelin ein Luftschlauch ohne Mantel, den die Fahrer selbst aufziehen konnten - so wie er heute noch bei den Rennrädern üblich ist.
Die Erfindung des Hohlrahmens durch die Gebrüder Mannesmann 1887 leitete die Entwicklung des Trapezrahmens ein.
1890 wurde das Niederrad durch Konstrukteur Humber entwickelt. Es besitzt den heute noch üblichen Fünfeck- oder Trapezrahmen. Er besteht aus zwei Dreiecken,die für Stabilität und Stoßfestigkeit sorgen. Bei optimaler Stabilität ist diese Bauart zugleich die leichteste Rahmenkonzeption, die auch als "Diamantrahmen" bezeichnet wird.
1893 erhält Ernst Sachs für die erste Fahrradnabe das Kaiserliche Patent.
1902 lässt die Firma Wanderer aus Chemnitz die erste Zweigangnabenschaltung patentieren.
1930 wurde die Kettenschaltung erfunden. Die erste praktisch brauchbare Version entwickelte Campagnolo und kam 1946 damit auf den Markt.
An dem einfachen Prinzip der Kettenschaltung hat sich bis heute nur wenig geändert.
Radfahrer-Petarden
Die ungewohnten neuen Fahrräder sorgten für Irritation und Ablehnung, nicht nur bei vielen Mitmenschen, sondern auch bei den vierbeinigen Hausgenossen.
Um sich der Angreifer zu erwehren, wurden spezielle Hundepeitschen oder sogenannte "Hundepistolen" mitgeführt. Auch kleine Sprengkörper (Radfahrer-Petarden) wurden eingesetzt, um durch die Explosion die lästigen Wadenbeißer zu vertreiben.
Radfahrer-Petarden